Willicher Friedhofscafé besucht den Jüdischen Friedhof in Schiefbahn

Wer weiß schon, dass es in Schiefbahn einen Jüdischen Friedhof gibt!?

Die -vornehmlich- Frauen des “Friedhofscafes” Willich hatten die Möglichkeit unter der Führung von Bernd-Dieter Röhrscheid am 9.Mai diesen friedlich gelegenen Friedhof, der Anfang der 18. Jahrhunderts den jüdischen Bewohnern Schiefbahns von der damaligen Verwaltung zugewiesen wurde, zu besichtigen. Der Friedhof liegt links der Straße nach Dickerheide am Ortsende Schiefbahns, damals als Ackerland wertlos.

Herr Röhrscheid, der sich schon seit Jahren mit der Katalogisierung der Gräber beschäftigt, konnte der Gruppe sehr viel Interessantes über das jüdische Leben und über diesen Friedhof berichten. Die wenigen Männer der Besuchergruppe trugen aus Pietät und Respekt vor jüdischen Bräuchen eine Kopfbedeckung an diesem sakralen Ort.

Pfarrer Poltermann aus Anrath, der zu der Gruppe stieß, hatte einen Korb mit kleinen Steinen mitgebracht und diese an die Gruppe verteilt, damit jeder einen Stein auf den Grabstein seiner Wahl legen konnte. Diese Tradition in der jüdischen Religion versinnbildlicht, dass der Tote einen weiteren Baustein für sein “ewiges Haus der Ruhe” erhält. Besucher Jerusalems und des Ölberges, der voller Grabsteine ist, kann diese wunderbare Tradition in ganzer Fülle erleben!

“Das ewige Haus der Ruhe” erklärt auch, dass es praktisch nicht möglich sein darf, einen Toten zu exhumieren und anderswo zu bestatten. Der Verstorbene wird in einem ganz einfachen Sarg mit den Füßen, vor allem aber mit dem Gesicht in Richtung Osten zur aufgehenden Sonne hin bestattet. Die Gräber bestehen nur aus einem Grabstein, ohne Blumenschmuck, sind versehen mit dem Namen und wenigen, erinnernden Worten und bleiben wie gesetzt stehen, ein Denkmal für die ewige Ruhe!

Herr Röhrscheid, der mit dem Archivar Herrn Holzenthal im Herbst ein Buch über die jüdische Bevölkerung in Schiefbahn und seinen Friedhof herausgibt, reichte den Besuchern beim Verlassen des Friedhofes etwas Wasser, um sich sinnbildlich zu “reinigen”. Auch das ist ein Ritus in der strengen, aber faszinierenden jüdischen Religion.

Eine wahrhaft interessante Stunde für alle sehr beeindruckten Besucher!

Peter Büsch